Friday, August 18, 2006

Press 8 (Kultur-online.de)

Triste Welt, paradiesische Schweiz und Probleme

(...)Hoffnungslosigkeit verbreitet auch Hugo Vieira da Silva mit »Body Rice«, der in einem deutschen Camp für jugendliche Straftäter in Portugal spielt. Geschichte gibt es im Grunde keine. Endlos lange statische Einstellungen, manchmal unterbrochen von langsamen Parallelfahrten vermitteln die Lethargie, die Ziellosigkeit und Isolation der jungen Katrin und ihrer Kollegen. Wieso sie hier sitzen, wird nie erklärt. Geredet wird kaum. Betreuer und Insassen sitzen oder liegen nur herum, quälen mal einen Fisch, gehen einkaufen oder baden und ab und zu gibt’s Disco mit Techno-Musik. Die ausgedörrte Landschaft, deren Tristesse durch desaturierte Farben verstärkt wird, wird zum Spiegelbild der Psyche. – »Body Rice« ist kein Sozialdrama, sondern die zutiefst pessimistische Beschwörung der Stimmung einer Generation – radikales Kino, das für sein Thema einen adäquaten filmischen Ausdruck sucht und im unerbittlichen Blick und in der Verweigerung abzublenden immer wieder Momente großer innerer Spannung und eine Atmosphäre latenter Aggression aufbaut, mit zwei Stunden Länge aber auch vom Zuschauer viel Geduld verlangt.
Ist bei da Silvas Film der radikale Stilwillen noch Triebfeder des Films, so stellt sich beim Chilenen Oscar Càrdenas die Frage (...)

Walter Gasperi
Kultur-online.de
Germany
15.08.2006

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