Wednesday, May 16, 2007

DER STANDARD (Austria)

In Bewegung Linzer Filmfestival gewinnt Besucher: 120 Spiel- und Dokumentarfilme aus 29 europäischen Ländern verzeichneten 13.000 Besucher in mehr als 100 Kinovorstellungen (...)Eine, um die sich nicht wenige der dieses Jahr beim Linzer Filmfestival "Crossing Europe" gezeigten Arbeiten drehten und in der sich Erfahrungen mehr oder weniger freiwillig voll-zogener "Freizügigkeit" oder auch brutal erzwungener Ortswechsel bündelten. So skizziert etwa der Portugiese Hugo Vieira da Silva in Body Rice den Alltag "schwer erziehbarer" deutscher Teenager, die sich an der portugiesischen Küste in der Obhut eines gestrandeten Landsmanns und seines "Projekts" wiederfinden. Body Rice ist dabei weniger sozialrealistische Milieustudie. Der Film erzählt von einer eigentümlichen räumlichen Verpflanzung, die hier mit einem Zustand doppelter sozialer Entrücktheit korrespondiert. Und er tut dies vor allem in Form von szenischen Miniaturen oder beiläufig choreographierten Bewegungen seiner immer halb abwesend wirkenden Figuren durch sorgsam komponierte Tableaus. Im Kontext des Festivals, welches insgesamt auch heuer wieder mit einer bemerkenswerten Zahl sehenswerter Arbeiten aufwarten konnte, lieferte Hugo Vieira da Silva damit einen der formal profiliertesten Beiträge. Ähnlich seine Kollegin Teresa Villaverde, die in Transe das Martyrium einer Russin behandelte, die Opfer von Frauenhändlern wird. Auch ihr gelingt über weite Strecken eine künstlerisch ambitionierte Auseinandersetzung mit einer konkreten Realität.

(Isabella Reicher / DER STANDARD, Printausgabe, 30.04.2007)

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